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2023-05-10

Abschied aus St. Bonifatius - fröhlich in die Rente…

IMG-20201110-WA0008.pngPastoralreferent Stefan Herok wechselt in den FastRuhestand

Die Idee hatte etwas: Nach vielen Jahren unterschiedlicher Tätigkeiten als Diplomtheologe in der Limburger Bistumszentrale, stand kurz vor meiner geplanten Pensionierung, aus gesundheitlichen Gründen noch einmal ein Ortswechsel mit kürzeren Fahrstrecken an. Und da dachte ich, beende doch deinen Kirchendienst wie du ihn begonnen hast: als Pastoralreferent im Gemeindedienst! Das war ich bereits von 1982 bis 1990 schon einmal. Danach leitete ich bis 2005 für die Bischöfliche Schulabteilung Religionspädagogische Ämter in Kelkheim und in Wiesbaden und war fünf Jahre lang Referent für Schulpastoral. Als die „Pfarreien Neuen Typs“ kamen, wurde ich ihr „Kommunikator“, bevor ich nach der „Tebartz-Zeit“ die Neuaufstellung der drei Referate ‚Liturgie – Katechese – Spiritualität‘ als zuständiger Referent begleiten durfte.

Pastorale Praxis ist viel schöner…
Hier in St. Bonifatius konnte ich im Bereich ErwachsenenTaufe und ErwachsenenFirmung mitarbeiten. Was ich zuvor als KatecheseReferent bistumsweit im Grundsätzlichen bearbeitet habe, konnte ich nun sehr praktisch anwenden, z.B. in der Vorbereitung von Flüchtlingen auf die Taufe. Hatte ich vorher in einer Arbeitsgruppe der Katholischen Bischofskonferenz mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über zulässige und unzulässige Religionsfragen im Asylverfahren vor Gericht verhandeln müssen, so saß ich jetzt bei der iranischen Familie D. im Wohnzimmer und habe ihnen mit dem PersischTranslator auf dem Handy die zehn Gebote beigebracht und das Glaubensbekenntnis. Als die vierköpfige Familie dann in St. Bonifatius und St. Mauritius unter großem Applaus vorgestellt wurde, als ein besonders großzügiges Gemeindemitglied ihnen einen neuen Kühlschrank schenkte und wir sie schließlich an Dreikönig taufen konnten, hatte ich ein sehr lebendiges Gefühl, wie sich theoretische und praktische pastorale Arbeit doch unterscheiden, so wichtig beide Bereiche auch jeweils sein mögen… Oder Paul B., der nun aus der anglikanischen in die katholische Kirche übergetreten ist. Mehr als ein Jahr lang haben wir wundervolle Gespräche buchstäblich über „Gott und die Welt“ geführt. Ich bin zwar der „ProfiTheologe“, aber in Sachen Glaubensweg und Suche nach dem guten, christlichen Leben, da waren unsere Gespräche ganz schnell auf Augenhöhe und ich habe viel von ihm gelernt und seiner Liebe zum englischen Theologen John Henry Newman und zum englischen Komponisten Edward Elgar, der auch tolle geistliche Musik geschrieben hat.
Mit Kollegin Steffi Hanich und DiakonatsPraktikant Kristof Windolf beim ErwachsenenFirmkurs zusammenzuarbeiten, war eine schöne Teamerfahrung. Außergewöhnlich, wie Menschen unterschiedlichen Alters und aus sehr verschiedenen Milieus, sich dort auf einen wirklich persönlichen und tiefen Gesprächsprozess einlassen konnten! Kristof Windolf durfte ich auch in seiner Predigtausbildung begleiten, was wir wegen Corona weitgehend virtuell bewerkstelligen mussten. Am 6. November legte er in Limburg seine „geistliche Bereitschaftserklärung“ zum Ständigen Diakonat ab. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute, lieber Kristof, auf Deinem Weg!

Von der CoronaNot zur digitalen Tugend…
Apropos Corona! Mitzuwirken, dass wir aus der LockdownNot verkündigungsmäßig ein Stück weit digitale Tugend machen konnten, das hat mir viel Freude gemacht! Mein YouTubeFilm zum Karfreitag hat stolze 424 Aufrufe erreicht! Das virtuelle, interreligiöse Friedensgebet am 8. Mai aus St. Mauritius, unter Mitwirkung der Thomasgemeinde und der koptischen Christen, immerhin 220. Unser Morgengebet auf dem Neroberg „Guten Morgen, Wiesbaden!“ mit den Kollegen Johannes Marx und Kristof Windolf hat besonders für die Idee und das Format viel Lob von Leuten außerhalb der Kerngemeinden bekommen. Drei HeiligenErzählFilme mit dem Kollegen, Pfarrer Matthias Ohlig (und Schwester Katrina), acht Filme insgesamt habe ich gemacht und mich auch in den ganzen technischen Bereich, der zu ihrer – zuweilen nächtelangen – Produktion gehört, neu eingearbeitet.

Bildungsarbeit fördern…
Leider vergeblich habe ich mich bemüht – auch über diesen Gemeindebrief – aus den Kirchorten ein paar Interessierte zum Programmmachen und Vernetzen im Bereich „Bildungsarbeit“ zu gewinnen. Es gibt in unserer Pfarrei einige Gruppierungen, die sich bildungsmäßig mit Vorträgen, Seminaren, Reisen etc. betätigen. Es wohnen auch einige theologische Koryphäen unter uns, wie Dr. Gotthard Fuchs, Prof. Norbert Fischer oder Pfr. Matthias Ohlig und ganz neu Pfr. Thomas Barth, die sich selbst mit ihrem Fachwissen bereits einbringen und dies auch noch mehr und weiter tun werden. Um diese Gruppen, um diese Koryphäen und um ein Programm mit ihnen habe ich mich zu kümmern versucht. Ich hatte aber auch die Freude und Ehre, bei fast allen diesen Gruppen selbst Vorträge zu halten, zuletzt bei der Frauengruppe in St. Elisabeth über „Maria – damals – heute und 2.0“. Leider fiel ein geplantes Wochenende mit dem BonifatiusBibelkreis nun Corona zum Opfer…

St. Mauritius – Liebe zum Kirchort UND zur GesamtPfarrei…
Sehr überraschend war ich nach meinem Start in St. Bonifatius noch zusätzlich zur KirchortBegleitung in St. Mauritius gekommen. Im Nachhinein eine besonders schöne Aufgabe, wenn auch umfänglicher und kleinteiliger als gedacht und als wirklich leistbar wäre! Da oben auf dem Berg im Musikerviertel ist noch ganz hübsch Kirchenleben und kein schlechtes Selbstbewusstsein bei den Gemeindemitgliedern, was andernorts leider zuweilen mit – sagen wir mal – gemischten Gefühlen gesehen wird. Bisher waren von Kirchort zu Kirchort wohl oft die trennenden Kräfte stärker als die verbindenden, natürlich aus purer Liebe und Sorge um die eigene Zukunft! Da war es mir ein großes Anliegen, Menschen für die Perspektive zu gewinnen, dass es auch die eigene Gemeinde stärken kann, wenn man gemeinsam Kontakt zu anderen Gemeinden aufnimmt. Meine „sportliche Parole“, mein Bild dafür lautet: „Kirchort geht zum Auswärtsspiel“ oder „bilaterale Kirchortbegegnung“ z.B. zu einem Konzert, einem Bildungsabend oder eben auch zum Gottesdienst! Warum können sich Familien und Gruppen aus einer Gemeinde nicht mit Familien und Gruppen aus anderen Gemeinden verabreden und für bestimmte Ereignisse zusammentun? Meine eigene große Sympathie für den Kirchort St. Mauritius bei gleichzeitigem Wunsch, dass auch die GesamtPfarrei St. Bonifatius zusammenwachsen und sich entwickeln kann. Wenn davon ein Hauch angekommen wäre, hätte ich ein großes Ziel erreicht!
Es war mir eine Freude, das Ortsleben zu stützen und zu begleiten, wo ich nur konnte. Unter dem CoronaDruck entwickelten die Ehrenamtlichen die starke Idee einer „FreiluftKirche“ auf dem Vorplatz von St. Mauritius. Fastenzeit, Ostern, Pfingsten, MarienMonat, SommerZeit – alles wurde draußen begangen und wirklich intensiv von den Menschen wahrgenommen. Es wurde gleichzeitig eine feine, außerkirchliche Demo in die Nachbarschaft und Öffentlichkeit. Als es im Sommer dann CoronaLockerungen gab, haben wir dort auch gemeinsame Gottesdienste gefeiert. Die Aktiven im Ortsausschuss und drumherum und im Kirchenchor waren mir ganz persönlich ein echtes Geschenk und ich möchte Euch ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit danken! Ganz besonders Euch, liebe Gerda Michaelis, Dr. Renée Jaschke und Dr. Beate Kessler im OrtsausschussVorstand und dem Ehepaar Seidler für die IdeenVielfalt rund um die „FreiluftKirche“ und die „Mahnwachen“ für verfolgte Christen! Dazu gehört auch noch die hohe Affinität des Kirchortes für Kunst in Musik und Ausstellung… Bitte tragt dieses Engagement weiter!

Mehr als die StandardÖkumene…
Was St. Mauritius noch besonders kennzeichnet und vielleicht auch Wege in eine neue Zukunft bahnen könnte, ist das ökumenische Leben zwischen der Thomasgemeinde und St. Mauritius. Andernorts gibt es maximal drei, vier ökumenische Begegnungen im (Kirchen)Jahr, bei uns sind es ca. 15 (in Worten fünfzehn)!!!
Neben dem Standard: Weltgebetstag, Pfingstmontag, Schulanfängergottesdienst und einer jährlichen Begegnung der Kirchenvorstände, gibt es bei uns die einzige Ökumenische Kita und viermal im Jahr die gemeinsame Zeitung „Miteinander“. Es gab ökumenische Schülergottesdienste anlässlich der Kunstausstellung „Trotz aller Schwere“, es gibt eine jährliche „Hubertusandacht“ an der Feldkapelle im Tennelbachtal, einen täglichen ökumenischen Adventskalender vor den Haustüren von Gemeindemitgliedern, ein FriedensGebet zum 8. Mai (auch mit den Kopten), einen FeuerGottesdienst zur JohannisNacht, einen sommerlichen AbendGruß, einen gemeinsamen ThomasGottesdienst, ein AntiRassismusMauritiusGedenken (auch mit den Kopten), ein gemeinsames ReformationsGedenken (coronabedingt entfallen)… Hier ein Stück weit interkonfessionell „versöhnte Verschiedenheit“ zu leben, Artikel zu schreiben, Gottesdienste vorzubereiten, zu predigen, das ließ mein Herz regelmäßig höherschlagen. Dazu kehre ich auch zukünftig gerne zurück, wenn sich im Pastoralteam sonst keine/r findet, dies zu übernehmen! Ein großes Dankeschön darum auch an Euch, lieber Pfr. Dr. Klaus Neumann, liebe Dr. Anne Sophie Meine und Achim Hoock in der evangelischen Thomasgemeinde! Was ich mir noch gewünscht hätte, aber leider nicht geschafft habe, wäre, diese Gottesdienste noch stärker mit Ehrenamtlichen zusammen vorzubereiten und zu gestalten…

Alles Gute für die Zukunft…
„FastRuhestand“ heißt, ich bleibe der Pfarrei noch mit minimalem RentnerVertrag für etwas Beerdigungsdienst oder ähnliche Kleinaufträge erhalten, bin also nicht ganz aus der Welt.
Vor St. Bonifatius, der Pfarrei, ihren Kirchorten samt vielen Ehrenamtlichen, dem Pfarrer und seinem Team liegt keine leichte Zeit! Was kann in den Gemeinden und von den Kirchorten wie lange noch bestehen bleiben, wenn sich das „sakramentale Programm“ in absehbarer Zeit ändern wird?
Bitte vertraut und bestärkt einander in diesem schweren Prozess, liebe Leute in St. Bonifatius, auf allen Seiten! Nehmt einander ins Gebet und beim Wort und ernst! Passt auf Euch auf! Danke für gute Kameradschaft, liebe PastoralKollegInnen! Danke für Ihr Vertrauen, Herr Pfarrer Nebel! Dankeschön auch den freundlichen KollegInnen samt Chef im Pfarrbüro! Tschüss Boni!
Stefan Herok

stefan - 18:17 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen


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Leopold Haerst
24.11.2023 13:47:18
"Eine Heiterkeit, die ihn direkter Verbindung zum schwarzen Untergrund des Lebens steht, die ihm mühsam abgerungen wurde, die also Tragik nicht leugnet und weglacht, sondern in etwas anderes wendet, eine solche Heiterkeit kann ein Land verändern."
Lieber Stefan, dieses Fazit von Axel Hacke über den Humor von Loriot (SZ, 11./12. Nov. 2023) kann ich für die Begegnungen mit dir in deinem Kirchenkabarett, in deinen Hörfunkbeiträgen, zuletzt auch ganz überzeugend in deinem neusten Buch „Nervensegen – Ein Trostbüchlein für strapazierte Seelen“ nur übernehmen. Deine Empathie und Redlichkeit, dein kreativer Umgang mit Sprache, deine Courage und Heiterkeit können das Land, können Kirche verändern. Sie können „Wunder wirken, wo Wunden wehtun“ (deine Worte)! Oder wie es Harvey Cox einmal schrieb: "Das Gelächter ist der Hoffnung letzte Waffe."
Hans-Peter Semmlinger
19.03.2023 08:41:16
Wie schön das ich auf Eure Homepage aufmerksam geworden bin. Obwohl ich bisher nur einen Bruchteil gelesen bzw. mir angehört habe, haben mich die Beiträge sehr inspiriert.

Ich werde euch noch oft besuchen.
Vielen Dank Semmi