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2023-09-24

Ethik-Eck in der KirchenZeitung “Der Sonntag”

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Vier Beiträge von mir aus pastoraler Perspektive…
Gerne antworte ich auf Eure Rückmeldungen!

Ethik-Ecke – Der Sonntag – Text Herok – Oktober 2023
Schluss mit dem Ehrenamt
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Seit fast 25 Jahren singe ich nun im Kirchenchor. Aber es wird mir leider immer beschwerlicher. Außerdem hätte ich mal Lust auf was anderes. Darf ich mein Ehrenamt in der Gemeinde oder im Verein beenden, wenn es genug ist? Auch, wenn dann der Kirchenchor stirbt?

Sich überhaupt diese Frage zu stellen, das ehrt die Fragestellerin, den Fragensteller in meinen Augen schon mal ungemein! Darin wird Verantwortungsgefühl und soziale Orientierung sichtbar. Das finde ich für gegenwärtige Zeiten und gesellschaftliche Trends so außergewöhnlich wie selten. Bei zunehmend um sich greifender Egozentrik, wo man zuweilen den Eindruck hat, jemand erleide bereits einen Selbstwertverlust, weil er im Straßenverkehr die Vorfahrt anderer achten soll, da ist dieser verantwortungsvolle Blick auf das Gemeinwesen schon sehr besonders. Und natürlich sind gerade unsere kirchlichen Sozialformen wie Gemeinden, Gruppen und Verbände – hier das Beispiel Kirchenchor – in ihren Lebens- und Überlebensbedingungen heute absolut von der treuen Durchhaltekraft ihrer Mitglieder abhängig. Und ja, auch das stimmt, zuweilen stellen sich tatsächlich existentielle Bestandsfragen, wenn nur noch ein paar wenige weitere Mitglieder jetzt aus dieser oder jener Gruppierung aussteigen…
Und doch ist meine Antwort auf die gestellte Frage, gerade in Abwägung pastoral-seelsorglicher Verantwortung zwischen den einzelnen Menschen und unseren Gruppen glasklar: Natürlich darfst du dein Ehrenamt aufgeben, lieber ChorMensch! Am liebsten würde ich sogar sagen: Du musst das tun! Wenn wir nicht kirchlich solcherart „Du musst, du sollst, du darfst nicht – Imperative“ langezeit überstrapaziert hätten…
In unserer Pastoral haben wir meist die Rechte und Bedürfnisse der einzelnen „Seele“ zu wenig geachtet und jegliche Individualorientierung der Verantwortung für „das Ganze“ untergeordnet, um nicht zu sagen, ihr „geopfert“.
Das wurde dem Einzelnen nicht gerecht und mutete ihm (zu) viel zu. Wahrscheinlich auch mit einer Menge sozialem Druck, der an emotionale Erpressung grenzte. So klingt für mich auch deutlich Dramatisierendes aus der Fragestellung heraus: „Auch, wenn der Kirchenchor dann stirbt?“!
Ehrenamtliches Engagement soll auch diejenigen, die es ausüben, erfüllen und glücklich machen, es soll zumindest als positiv verbrachte Zeit und sinnvoll eingesetzte Kraft erfahren werden. Wo solche „win-win-Rechnung“ nicht (mehr) aufgeht, ist Veränderung geboten. Und wer hier auf sich selbst schaut, ist noch längst kein „berechnender Charakter“. Immer wieder ist es nötig, in der schönen Nächstenliebeformel des jüdisch-christlichen Ethos (Lev 19,18; Dtn 6,4; Mk 12,29) das „wie dich selbst“ zu betonen.
Noch etwas ist mir pastoral im Blick auf das Ganze wichtig: Ich erlebe viele unserer christ-katholischen Aktionen und Initiativen als ausstrahlungsarm und darum kaum einladend und inspirierend. Warum? Weil man ihnen oft anmerkt, dass hier Leute „auf dem letzten Loch pfeifen“, dass sie offensichtlich auf „zu vielen Hochzeiten tanzen“ und mehr aus einmal übernommener Verantwortung heraus handeln als aus froher Leidenschaft und gegenwärtig bewegtem Herzen.
Es wird unseren ehrenamtlichen Initiativen nicht schaden, wenn wir unsere Kräfte bündeln und insgesamt weniger machen. Das dann aber mit voller Kraft und froher Leidenschaft. Der dadurch überspringende Funke wird über den „Tod“ mancher kirchlichen Unternehmung hinwegtrösten…

Ethik-Ecke – Der Sonntag – Text Herok – September 2023
Pastorale Innovation
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“Immer häufiger lese ich von neuen seelsorglichen Angeboten: Da wird mit Hunden auf eine „geistliche Gassi-Runde“ spaziert oder jemand will beim „absichtslosen Kaffeetrinken“ über den lieben Gott sprechen. Dafür fällt dann die Kreuzwegandacht aus oder die Totenandacht für den verstorbenen Nachbarn. Das kann doch so nicht richtig sein.”

Also mit Verlaub: die Fragestellung klingt schon ein bisschen ironisch bis polemisch. Da möchte man fast auf gleichem Niveau antworten, dass es doch gut sei, endlich kirchlich keine „toten Gäule“ mehr zu reiten…
Aber ernsthaft: Wir brauchen dringend „Pastorale Innovation“ und das eigentlich schon seit 30 Jahren! Bzw. wir hätten sie damals gebraucht. Heute ist dieser „Zug“ vielleicht „schon abgefahren“. Der wichtigste Schritt dabei wäre die umfängliche Befähigung und Beauftragung Ehrenamtlicher zu allem Kirchendienst, der ihren Charismen (ihren Gaben und Eigenschaften) entspricht! Vorausgesetzt, das Weiheamt (die Priester) und das Hauptamt (die Pastoralen Mitarbeiter:innen) ließen sie dann auch bevormundungsfrei, gleichzeitig von ihnen gut motiviert und begleitet agieren! Und zwar nicht als „Ersatzspieler“ für Hauptamtliche, sondern in ihrem authentischen christlichen Dienst in der Kraft des Heiligen Geistes. Und weiterhin vorausgesetzt, Ehrenamtliche versteckten sich nicht länger in selbstgewählter Unmündigkeit hinter den Hauptamtlichen, was sie zuweilen gerne tun…
Sie wären dann die berufenen Träger:innen aller Dienste – auch in der Liturgie – für die man keine geweihten Personen und keine professionellen Theolog:innen braucht. Damit wären die Kreuzweg- und Totenandachten und vieles sonst an traditionellen Formen, wo sie denn noch gefragt sind, weitgehend gesichert.
Aus meiner Sicht haben wir viel zu lange immer nur unsere vorhandene Klientel bedient. Wer neu dazukommen wollte, musste sich in die alten Traditionen eingliedern. Wir durften den vorhandenen Mitgliedern nichts Neues zutrauen oder zumuten, damit wir gleichzeitig missionarisch auch neue Menschen, andere Generationen und Milieus hätten erreichen können. Das ist ungefähr so, als dürften die Enkel – um dabei sein zu dürfen – nur Klamotten im Stil der Großeltern tragen und auch nur ihre Musik hören.
Wer mir jetzt vielleicht entgegenhalten möchte, wie hätten doch z.B. das „neue geistliche Lied“, der bestätigt genau meine These: NGL ist unsere Musik und wir sind inzwischen die Großeltern! In vierzig Jahren haben wir in kirchlich-repräsentativer Breite außer diesen NGL und vielleicht „Taizé-Gottesdiensten“ kaum Erneuerung (Innovation) zustande gebracht.
Wer aus meiner subjektiven Sicht (Bistum Limburg) gerne meine paar wenigen guten Beispiele erfahren möchte, schreibe mir bitte: mail@heroks.de.
Am besten aber fragen Sie einmal Ihre Kinder und Enkel, die mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit keine Kirchengänger:innen sind, was sie für Angebote religiösen Lebens gebraucht hätten, um sich vielleicht für Kirche zu interessieren.

Ethik-Ecke – Der Sonntag – Text Herok – August 2023
Kirchenaustritt
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“Jetzt ist meine alte Freundin auch aus der Kirche ausgetreten. Dabei hatten wir gerade beim Zusammentreffen im Umfeld der Pfarrei die schönsten gemeinsamen Stunden. Ich weiß gar nicht, wie ich ihr jetzt begegnen soll. Warum hat sie nicht vorher mit mir gesprochen?”

Oh ja, 500 000 Menschen sind im letzten Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. Und jeder einzelne schmerzt mich. Und eine gute Freundin dabei natürlich ganz besonders! Gleichwohl deutet die Fragestellung darauf hin, dass wir schon länger nicht im Gespräch waren. Das ist so schade wie untypisch, weil ich seit einiger Zeit eigentlich ständig mit KirchenfreundInnen über dieses Thema zugange bin. Dass die Freundin mit Menschen wie mir ihrerseits das Gespräch wohl nicht gesucht hat, könnte natürlich auch daran liegen, wie viele von uns KirchenMenschen solcherart Dialog meistens führen: Da gibt es zu oft simple Durchhalteparolen und moralischen Druck. Und all die „typisch kirchlichen“ Mittel, von denen wir nicht genug gemerkt haben, wie tief auch wir „aufgeklärteren“ und „progressiveren“ KirchenMenschen die klassischen Autoritäts-, Antwort- und Konfliktmuster unserer Kirche übernommen haben. Neben der Aufmerksamkeit für Formen sexualisierter Gewalt wächst ja erst sehr langsam in unserer Kirche auch das Bewusstsein für die subtileren Formen von Machtmissbrauch auf allen Ebenen des Lebens. Es sollte mich also schon etwas nachdenklich machen, warum wohl die Freundin das Gespräch über ihren Kirchenfrust nicht mit mir gesucht hat.

Wie ich ihr jetzt begegnen sollte? Ich würde ihr gerne meinerseits das Gespräch anbieten. Natürlich ohne jeden Vorwurf. Und vor allem daran interessiert, was jetzt die ausschlaggebenden Motive waren.
Mir begegn+en da vor allem zwei Intentionen: Für die einen ist der Kirchenaustritt ein bereinigender Schritt ihrer SeelenHygiene. Sie haben es gegen manchen Frust lange und immer wieder neu mit der Kirche probiert, haben sich von uns Ausharrenden beschwichtigen lassen, aber nun reicht es ihnen einfach und sie müssen einen Schlussstrich ziehen. Ich äußere gegenüber dieser Haltung immer mein tiefes Verständnis und gleichzeitig mein tiefes Bedauern.
Und ich äußere bei den Bleibenden verstärkt meine Dankbarkeit für ihr Durchhalten.
Die zweite Intention, die mir begegnet, das sind Leute, die mit appellativer und demonstrativer Geste austreten. Sie verbinden damit die Hoffnung, dass die Kirche angesichts der massenhaften Austritte nun endlich aufwachen und reformbereiter werden würde. Diese Intention halte ich für so ehrenwert wie illusionär. Ich glaube, diese Art Kirchenaustritt schädigt und schwächt gerade die Reformkräfte und nutzt nur den Reformverweigerern, die damit immer mehr Terrain gewinnen.
Was mich persönlich beim Thema Kirchenaustritt besonders bewegt, ist die Frage: Wohin denn austreten? Ich kann mir nicht vorstellen, in einem religiös-gemeinschaftlichen Niemandsland zu landen…

Ethik-Ecke – Der Sonntag – Text Herok – Juli 2023
Beutekunst
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„Ich finde es höchste Zeit, dass über „Beutekunst“ aus der Kolonialzeit diskutiert wird. Und dass geraubte Bilder und Skulpturen an die Herkunftsländer zurückgegeben werden. Soll man Museen, die weiterhin auch „geraubte Kultur“ ausstellen, besuchen?“

Die Fragestellung nach der „Beutekunst“ aus der Kolonialzeit hat sich ja noch einmal verschärft um das große Thema der Rückgabe von unrechtmäßig und/oder unmoralisch angeeignetem Kulturgut in der Zeit des Nationalsozialismus. Für beides hat sich aus meiner Sicht inzwischen ein verbessertes Problembewusstsein entwickelt. Das Thema wird breit diskutiert und es gibt einige umfassend medial begleitete Rückgabeprozesse.
Die Frage danach, ob man ein Museum, das weiterhin „geraubte Kunst“ ausstellt, besuchen sollte? Ja, natürlich! Erstens glaube ich nicht, dass es sich heute ein Museum erlauben könnte, für die Problemstellung blind zu sein und sich sozusagen gegen besseres Wissen, fast trotzig gegen die moralischen Herkunftsfragen von Kunstwerken zu verwahren. Zweitens, wenn hier ein Ausstellungsort tatsächlich noch weitgehend unberührt und ungerührt von der Herkunftsfrage sein sollte, dann bräuchte dieser Ort umso mehr kritisch-konstruktive Besucher:innen, die das Thema dort ausdrücklich einfordern. In öffentlichem Boykott nicht hinzugehen, machte nur Sinn, wenn alle anderen Formen von Diskurs erfolglos ausgeschöpft sind. Boykott ohne Diskurs machte für mich überhaupt keinen Sinn…

Aus katholisch-pastoraler Perspektive müssen wir den Blick auf kirchliche Sammlungen völkerkundlicher Exponate richten, von denen es in Deutschland wohl ca. 20 gibt, wie Jeremias Schröder, OSB, 2019 auf ‚katholisch.de‘ schreibt. Solche Sammlungen, einige eher bescheiden, andere umfangreich, stammen meist aus der Missionstätigkeit von Orden oder Seminaren. Papst Paul VI. hat schon 1964 das Haupt des Hl. Andreas, mit Sicherheit eine Raubreliquie, an den Patriarchen von Konstantinopel zurückgegeben. Wenn bei diesen Themen sicherlich auch kirchlich weiterhin Lernbedarf und in der Praxis von Restitutionen bestimmt noch „einige Luft nach oben“ ist, so sehe ich die Horizonte von kirchlicher Entwicklungspolitik, Partnerschaftspflege in der Eine-Welt-Arbeit auf Augenhöhe und die Ausprägung einer gerechten, emanzipatorischen und nachhaltigen globalen Schöpfungstheologie doch auf gutem Weg. Dies ist aus meiner Sicht ausnahmsweise einmal ein kirchlicher Bereich, in dem wir uns durchaus auch öffentlich sehen lassen können. Auf diesem Hintergrund könnten sich katholische Christ:innen durchaus etwas aktiver in die gesellschaftspolitische Diskussion um die „Beutekunst“ einmischen.

Stefan Herok, Diplomtheologe, Religionspädagoge und Pastoralreferent arbeitet mit kleinem Rentnervertrag in der Seelsorge in Wiesbaden.

https://www.katholisch.de/artikel/20669-umgang-mit-raubkunst-warum-die-kirche-ein-gutes-vorbild-ist

stefan - 12:48 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen


Deine Meinung-Idee-Anregung-Antwort

Leopold Haerst
24.11.2023 13:47:18
"Eine Heiterkeit, die ihn direkter Verbindung zum schwarzen Untergrund des Lebens steht, die ihm mühsam abgerungen wurde, die also Tragik nicht leugnet und weglacht, sondern in etwas anderes wendet, eine solche Heiterkeit kann ein Land verändern."
Lieber Stefan, dieses Fazit von Axel Hacke über den Humor von Loriot (SZ, 11./12. Nov. 2023) kann ich für die Begegnungen mit dir in deinem Kirchenkabarett, in deinen Hörfunkbeiträgen, zuletzt auch ganz überzeugend in deinem neusten Buch „Nervensegen – Ein Trostbüchlein für strapazierte Seelen“ nur übernehmen. Deine Empathie und Redlichkeit, dein kreativer Umgang mit Sprache, deine Courage und Heiterkeit können das Land, können Kirche verändern. Sie können „Wunder wirken, wo Wunden wehtun“ (deine Worte)! Oder wie es Harvey Cox einmal schrieb: "Das Gelächter ist der Hoffnung letzte Waffe."
Hans-Peter Semmlinger
19.03.2023 08:41:16
Wie schön das ich auf Eure Homepage aufmerksam geworden bin. Obwohl ich bisher nur einen Bruchteil gelesen bzw. mir angehört habe, haben mich die Beiträge sehr inspiriert.

Ich werde euch noch oft besuchen.
Vielen Dank Semmi