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2023-03-17

BiografieSplitter-2 - Meine persönliche MusikGeschichte

Irgendwann wurde ich bei einer FacebookAktion aufgefordert, vollkommen unkommentiert Zehn Musikalben zu posten, die mich musikalisch bewegt und geprägt haben.
Das hat im Nachdenken und Raussuchen einen so schönen Erinnerungsprozess in Bewegung gebracht, dass ich ihn doch zu notieren begann und noch ein paar Alben ergänzte, deren Prägekraft man tatsächlich nur mit Erklärung verstehen kann…

Familie total 1976.jpgMeine erste musikalische Prägung kommt natürlich - auf dreifache Weise - von daheim; zwei davon haben mit Musikalben zu tun. Eine nicht, das ist der Gesang. Für den war meine äußerst musikalische und sangesfreudige Mutter zuständig. Aus dem Stehgreif hat sie zweite Stimmen erfunden und uns immer gerne und intensiv zum Singen ermuntert, was bei 8 Personen zuhause (2 Eltern, 1 Tochter, 5 Söhne) schon ein ordentlicher Chor gewesen ist und ihr ganzer Stolz. Sie brachte uns jede Menge Kanones bei und als meine älteren Geschwister bei uns im „gut katholischen Milieu“ begonnen hatten, das Tischgebet zu verweigern, da rückte meine Mutter GebetsGesänge an seine Stelle, denen sich keiner wirklich entziehen konnte…

Tuckwell Marriner2.jpgDie ersten zwei Schallplatten, an die ich mich erinnere, sind auf den beiden Fotos hier: Mozart-Hornkonzerte von Barry Tuckwell lagen bei meinem Vater gefühlt immer und ewig auf dem Plattenteller. Er war Berufsschullehrer und darum nachmittags oft zuhause und dann liefen - Mozart Hornkonzerte: da da, da da da da da da - da da, da da, da da da da da da daaaa!

Und: „Konzert für Millionen“! Das war Ende der 60er Jahre eine von der Deutschen Fernsehlotterie gesponserte SamplerReihe mit den TopHits der klassischen Musik, für die unser mageres Taschengeld als Geschenk zu Mutters oder Vaters Geburtstag gerade so reichte. Konzert fr Millionen - 1.jpgUnd weil sie für die damalige Zeit so einigermaßen achtungsvolle Eltern waren, die die Geschenke von uns Kindern in Ehren hielten, darum lief „Konzert für Millionen“ (später kamen noch weitere Folgen dazu, an die ich mich aber nicht erinnere) immer, wenn - aus welchem Grund ist mir heute nicht mehr ersichtlich - Barry Tuckwell tatsächlich einmal seinen PlattentellerThron verlassen musste…

Barber-Jazz.jpgFür eine weitere musikalische Prägung in der Familie, durchaus auch mit SchallplattenAlben zu belegen, waren meine älteren Brüder zuständig, die mir schon früh die Freude am Jazz erschlossen haben (mein Bruder Clemens) und an SingerSongWritern (mein Bruder Martin), deren Songs wir mit Gitarre und Klavier nachgespielt haben: von „Zupfgeigenhansel“ über „Georg Kreisler“ und „Franz-Josef Degenhardt“ bis zu „Peter, Paul and Mary“ und Bob Dylan.Zupfgeigenhansel.jpg 
Degenhardt.jpg

Und sehr früh auch schon Konstantin Wecker, der mich bis heute mit seiner so existentiellen wie politischen “Kraft des Gesanges und der Lieder” beeindruckt. (Sicherlich kriegt er auch noch irgendwann einen persönlichen BiografieSplitter, weil ich Schönes von Konstantin Wecker.jpgihm zu erzählen habe…)

Die Beatles und der klassische Rock und Pop der 60er und 70er kamen erst später in mein Leben. Vorher war es tatsächlich der Jazz, Luis Armstrong und Chris Barber und ich wurde einerseits zum  großen Fan des

Golden Gate - 1.jpg
“Golden Gate Quartetts“. In den siebziger Jahren war ich mindestens dreimal im Wiesbadener Kurhaus bei ihnen im Konzert. Die Autogramme sind von 1978. 

Und andererseits des „Play Bach Trios“ um Jacques Loussier, die ich nicht nur auf Platten,Loussier.jpg sondern am liebsten auch live hörte, wo immer es rund um Wiesbaden möglich war…
Um Jacques Loussier war es dann länger recht still geworden, bevor er in den letzten Jahren vor seinem Tod 2019 noch ein schönes Comeback feiern konnte. Wie haben ihn in dieser Zeit noch einmal in Kloster Eberbach live hören können, das war wunderbar!
Ich habe die Ehre, dass mir die Regisseurin, die meine Radiobeiträge beim Hessischen Rundfunk begleitet, seit vielen Jahren immer eine Musik von „Play Bach“ als Zwischenmusik in meine Sonntagsgedanken einspielt. Das ist meine Art von Verehrung für diesen Künstler und seine Musik…

Udo 70.jpgFür meine musikalische Prägung war aber nicht nur meine Familie wichtig… Meine erste Freundin (sie 14, ich 15) und ihre etwas ältere beste Freundin waren totale Udo-Jürgens-Fans. Für mich war er ein „Schlagersänger“. Schlager hörte meine älteste Schwester sonntags mittags in der „Schlagerbörse“ im Radio und ich suchte das Weite. Aber auf „Udo 70“ waren ein paar Songs, deren Zauber konnte ich mich tatsächlich nicht entziehen. Damals dachte ich, das muss der Zauber der ersten Liebe sein. Als Udo Jürgens 2014 starb und anschließend viel Biografisches gesendet wurde, habe ich mit einiger Rührung an seinem Leben Anteil genommen und nachträglich ein Stück musikalischer Achtung für ihn entwickelt. Und ich habe so gerne wie oft den alten Song von der „Udo 70“ wiedergehört: „Wer ist er“, ein wirklich starkes ethisch-religiöses Lied. Wegen dieser ersten Liebe habe ich Klavierspielen gelernt - bei ihrer Mutter. Der Kontakt und die Freundschaft zu ihr hielten viele Jahre und prägen mein Leben bis heute. Natürlich fand ich auch das sehr freie und kreative Klavierspiel meines Bruders Clemens toll und wollte gerne auch so spielen können…

Meine Klavierlehrerin Marie-Theres Klein (ich habe ihr auch einen eigenenZwlf Cellisten.jpg „BiografieSplitter“ gewidmet: Nr.3) war die Schwester von Rudolf Weinsheimer, dem Gründungsmitglied der „12 Cellisten“ der Berliner Philharmoniker, der wohl auch die Idee zu dieser Formation hatte (https://www.die12cellisten.de/de/mitglieder/fruehere/rudolf-weinsheimer.html). Auf dem Plattencover der Mann mit Fliege. Das machte sie sehr stolz, aber gleichzeitig auch traurig, weil ihr als begabtem Mädchen in der Familie damals – vor allem aus gesellschaftlichen, aber auch aus finanziellen Gründen - nicht die gleiche künstlerische Förderung zuteilwurden, wie dem talentierten Bruder. Schon dieses besondere Ensemble kennenzulernen war für mich als junger Mann außergewöhnlich. Es brachte mich auch bereits in den 70er Jahren mit heute 104105840_3755942754422555_8797091278695488372_n.jpgsehr bekannten AusnahmeKomponisten wie Avo Pärt in Berührung, den ich dann vor einigen Jahren in Kloster Eberbach im Rheingau live erleben durfte…

stefan - 18:30 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

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Leopold Haerst
24.11.2023 13:47:18
"Eine Heiterkeit, die ihn direkter Verbindung zum schwarzen Untergrund des Lebens steht, die ihm mühsam abgerungen wurde, die also Tragik nicht leugnet und weglacht, sondern in etwas anderes wendet, eine solche Heiterkeit kann ein Land verändern."
Lieber Stefan, dieses Fazit von Axel Hacke über den Humor von Loriot (SZ, 11./12. Nov. 2023) kann ich für die Begegnungen mit dir in deinem Kirchenkabarett, in deinen Hörfunkbeiträgen, zuletzt auch ganz überzeugend in deinem neusten Buch „Nervensegen – Ein Trostbüchlein für strapazierte Seelen“ nur übernehmen. Deine Empathie und Redlichkeit, dein kreativer Umgang mit Sprache, deine Courage und Heiterkeit können das Land, können Kirche verändern. Sie können „Wunder wirken, wo Wunden wehtun“ (deine Worte)! Oder wie es Harvey Cox einmal schrieb: "Das Gelächter ist der Hoffnung letzte Waffe."
Hans-Peter Semmlinger
19.03.2023 08:41:16
Wie schön das ich auf Eure Homepage aufmerksam geworden bin. Obwohl ich bisher nur einen Bruchteil gelesen bzw. mir angehört habe, haben mich die Beiträge sehr inspiriert.

Ich werde euch noch oft besuchen.
Vielen Dank Semmi